Vorwort
begonnen in der Straßenbahn am 07.05.98 in München Jahrelang habe ich mich mit der Technik intensivst auseinandergesetzt, um nun zu diesem Heft zu greifen. Der Computer hat keinen Geist. Jede Schreibmaschine ist lebendiger als die künstliche Lebendigkeit eines Rechenknechtes, der zwar auch die Aufgaben einer Schreibmaschine erfüllen kann, aber der durch seine Fehler und seine falsche Perfektion ablenkt. Das Wesentliche zwischen den Menschen geht durch diese Maschine verloren! Doch mag es weniger die Maschine sein, die schuldig ist, sondern eher die Gläubigkeit der Menschen an diese Maschine. Doch ist es nicht der Computer, der mich zu diesem Buch hier greifen ließ. Es war die Idee ein Buch zu schreiben über meine Philosophie. Schon nach diesen ersten Zeilen, muß ich feststellen, daß es ein sehr schwieriges Unterfangen zu sein scheint und ich nicht weiß, wo und wie ich beginnen soll. Doch habe ich bereits begonnen. Da stehen schon Worte wie "Wesentliche" und "Gläubigkeit". Für meine Emotionalität und mangelnde Vernunft entschuldige ich mich. Ebenso entschuldige ich mich für das Fehlen der Struktur, die man sich davon erwarten könnte, und diese und jene Unklarheit. Ich mag schwer zu verstehen sein, obwohl ich durchaus verstanden werden will und mich nach bestem Wissen und Gewissen bemühe, aber vielleicht ist meine Philosophie nicht zu kommunizieren. Zwar glaube ich es nicht, sonst würde ich nicht zum Stift greifen, doch umso komplexer unser Wissen über die Welt geworden ist, desto schwieriger mag es für den einzelnen Menschen sein, sein Verständnis von der Welt zu vermitteln. Von Pauschalurteilen wie "Der Dümmste kann Fragen stellen, die der Weiseste der Weisen nicht beantworten kann" einmal abgesehen, mögen meine Einsichten vielleicht dümmer sein als die Fragen. Doch möglicherweise geben die Fragen mehr Antworten als die Antworten selbst. Ich halte hier fest, daß bei allen Sammeln von Daten und Fakten, das Bemühen um Verstehen und Verständnis in der heutigen Zeit zu kurz kommt. Meine Philosophie benenne ich so, weil sie in der persönlichen Erfahrung begründet ist. Sie stammt aus meiner Erfahrung und die ist zwangsläufig einseitig, begrenzt und beschränkt. Es ist dieser persönliche Bezug im Gegensatz zur tradierten wissenschaftlichen Methode, der dieses Geschriebene angreifbar macht. "Meine Philosophie" erhebt aber auch keinen Anspruch. Sie versucht nur ein Baustein zu sein, eine Ergänzung, zu dem was alles schon geschrieben worden ist. Viele Menschen vor mir legten solche Bausteine in die Welt und ohne diese Menschen wäre mein Baustein gar nicht denkbar. Sokrates, der sich als Geburtshelfer bezeichnete und von dem wir nur durch seinen Schüler wissen, Jesus, der als Mensch auch das Denken der Nichtchristen mehr geprägt haben mag als irgendein Philosoph, beeindruckten mich. Ich habe mich durch die Quastigkeit von der Kritik der reinen Vernunft gekämpft. Ich las von der Sozialkritik eines Karl Marx und beschäftigte mich wenig mit Ludwig Wittgenstein als Ingenieur der Sprachwissenschaften. Aber abgesehen von den berühmten Namen, die mir von den Bildungseinrichtungen nahegebracht wurden, steht mein Denken auch auf den Schultern anderer Menschen wie Dr. Bodo Weidemann oder Hans-Christian Eller. Ich danke meiner wundervollen Frau, die ich als Lebenspartnerin nicht missen will. Wesen und Schein , Wahrheit und Sein "Besen, Besen sei’s gewesen", sagte der Meister im Zauberlehrling. Der Meister beherrschte das Wesen des Besen. Heutzutage scheint kein Meister weit und breit. Warum? Wahrscheinlich weil der schöne Schein wichtiger geworden ist als das wahre Sein. Das Wesen eines Produktes zum Beispiel, welches verkauft wird, ist weniger entscheidend als der Schein des Produktes. Wie wäre es sonst zu erklären, daß ein vielbeworbenes Markenprodukt sich zu wesentlich höheren Preisen verkaufen läßt als ein in der Zusammensetzung identisches Produkt ohne Markennamen. Oder ich betrachte mir nur die Einladung zu einer Diskussionsveranstaltung: Fünf Politiker diskutieren auf einem Podium für das Fernsehen und die Zuschauer applaudieren zu den abgegebenen Statements. Das Publikum dient nur einem dekorativem Zweck. Das Wesen einer Diskussion ist dabei gar nicht gefragt. Wichtig ist der Schein der Diskussion. Genausogut kann als Beispiel die schöne neue Fernsehwelt dienen Die Schauspieler, die den angeblichen Alltag verkörpern, sind sorgsam vorsortiert und selbst eine Großmutter sieht aus wie eine 30-jährige. Die Darsteller und das Set entspricht dem Wunschdenken der Konsumenten, an der Wirklichkeit besteht eigentlich kein Interesse. Selbst die Inhalte von Talkshows werden sorgsam geplant und die Rede und Gegenrede ist abgesprochen. Der dummen Masse wird Spontanität und freie Meinung suggeriert. Der Schein steht vor dem Sein. Selbst in den Nachrichten wird genau auf die Präsentation geachtet und der Schnitt soll entsprechend unterhalten, auch in der Zeitung wird durchaus mit Fakten geschustert, obwohl die Information wenigstens umfangreicher sind. Die Intelligenz der Gesellschaft wird vom Verstehen und vom Verständnis abgelenkt. Die heutigen technischen Möglichkeit bombardieren die Intelligenz mit Daten im Überfluß. Wieviel von dem Überfluß verstanden worden ist, wird dabei nicht einmal gefragt. Sagt der Politiker die komplexe ihm bekannte Wahrheit wird er nicht gewählt. Spielt er mit Allgemeinplätzen, die jeder versteht und liefert eine gute Show, sieht die Chance bei gutem Aussehen und dem entsprechendem Image (Abziehbild der Wirklichkeit?) viel besser aus gewählt zu werden. Wir sprechen von einer neuen Dienstleistungsgesellschaft und verlangen von dem dienstleistenden Personal Freundlichkeit. Weil wir aber das Wesen der Freundlichkeit gar nicht mehr kennen, erziehen wir die Arbeitnehmer zu Floskeln. Auch ich behaupte, es wäre nur Schein und nicht Wesen, was unsere Gesellschaft bestimmt. Aus welcher Wahrheit heraus könnte sich das behaupten lassen. Was ist Sein im Gegensatz zum Schein? Ich nehme aus meinen Beispielen die Freundlichkeit. Was soll der Unterschied sein zwischen einer Freundlichkeit, die vom Verhalten bis zur Intonation mit vorgebenen Worten einstudiert ist, und einer Freundlichkeit, die von der erstgenannten möglicherweise nicht zu unterscheiden ist? Nehmen wir an objektiv messbar sei kein Unterschied gegeben. Wenn ich mir das Wesen der Freundlichkeit betrachte, dann ist beim Eingeübten, dieses Wesen nicht vorhanden. Der dressierte Arbeitnehmer mag seinem Kunden gegenüber sogar Haß empfinden, was nicht für Freundlichkeit spricht. Der Kunde hat aber möglicherweise ein diffuses Gefühl. Gefragt, ob sich ein solch trainierter Service verbessert hätte, würde ein Kunde dies sicherlich bestätigen, weil der Service objektiv im Sinne einer messbaren Objektivität freundlicher geworden ist, wenn der Kunde es in unserer Kultur überhaupt noch empfindet. Was den Kunden stört, mag er selbst gar nicht benennen können, und selbst wenn er "scheinbar freundlicher" sagen würde, dann wird das Wort scheinbar sicherlich überhört werden oder er würde eventuell darauf festgelegt, sich zu entscheiden, ob der Service nun freundlicher geworden ist oder nicht. Manager müssen Ergebnisse präsentieren und es liegt in der Psychologie der Sache, daß ein scheinbar nicht akzeptiert werden kann. Das Ziel ist mehr Freundlichkeit und das wurde scheinbar erreicht. Wenn es scheinbar so ist, warum sollte es dann nicht so sein? Ich hebe jetzt einfach einen 50 Tonnen schweren Steinblock hoch. Da liegt hier ein 50000 Kilogramm schwerer Stein und ich hebe ihn hoch. Anscheinend hat er 50 Tonnen, doch wenn ich ihn hoch heben kann, dann kann er, wenn er auf dem Planeten Erde ist, wohl doch keine 50 Tonnen haben oder ich bin ein kleines Weltwunder. Da ich aber kein Weltwunder bin, scheine ich zu lügen. Wenn ich für diese scheinbare Leistung noch Eintrittsgeld nehmen würde, möchte ich nicht wissen, wie schnell der Staatsanwalt hinter mir her wäre, der mir durch Messungen beweisen würde, daß ich betrüge. Doch in meinem Beispiel von der Freundlichkeit könnte ich mir sicher sein, daß kein Staatsanwalt kommt. Aber ist es deswegen weniger Betrug? Die Gesellschaft (Was auch immer das sein mag?) hat sich daran gewöhnt, bei dem nicht Meßbaren betrogen zu werden. Der Glaube alles messen zu können, ist sicherlich auch eine Schuld der Betriebswirtschaft, deren Wissenschaftler wie der Nobelpreisträger Gary S. Becker einen Menschen konstruieren wie den Homo Oeconmicus, den es gar nicht gibt. Die Autoren von Neumann und Morgenstern reden in "Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten" davon "Wenn wir messen könnten...dann...". Am Ende kommen sie wohl zu dem Schluße, daß wir eben nicht messen können. Das war bereits 1967. 1988 will ein Becker selbst den Selbstmord in mathematisches Verhalten pressen. Hans-Christian Eller kommt in "Anomalien? - Darstellung und Kritik eines entscheidungstheoretischen Konzepts" 19931 zu dem Schluß "Was nützen entscheidungstheoretische Konzepte, die einzig ihre unwirklichen Fiktionen für richtig halten?". Das ist zwar keine Ansicht eines Nobelpreisträgers, aber für meine Begriffe zerlegt hier ein Diplomant der Regensburger Universität einen Nobelpreisträger in seine Bestandteile. Alles in Zahlen und vergleichbaren Daten ausdrücken zu wollen ist sicherlich dem Erfolg der Naturwissenschaften zu verdanken. Die mathematischen Theorien der Physik, wie zunächst die Newton’sche und später die Relativitätstheorie und Quantenmechanik, ermöglichten präzise Vorhersagen über Ereignisse und Phänomene. Dr. Horst Jürgen Helle schreibt im Zusammenhang mit Saint-Simon: 2"Im Gefolge dieses Bekenntnisses" Saint-Simons als Newtonianer "taucht der Gedanke" um 1803 "einer newtonischen Religion mit einem Wissenschaftler als Papst auf." Heutzutage würden wir es wahrscheinlich eher als Katastrophe empfinden, wenn ein Baumeister ein Gebäude nach Gefühl und Erfahrung anstatt nach der Statik errichten würde. Tatsächlich steht auch ein Teil unserer Gesellschaft auf dieser Grundlage. Im Mittelalter war es genau umgekehrt. Selbst wenn wir in unserm Hochmut über vergangene Jahrhunderte über die Eigenart schmunzeln keine rechten Winkel in Wohngebäuden zu verwenden, weil darin der Teufel wohnen könnte, stehen wir doch auf der anderen Seite mit unseren heutigen Gebäuden nicht besser da. Der Schein einer guten Architektur einer Neubausiedlung auf dem Reißbrett bedingt die Entscheidung zu einem Wohngebiet, welches vom Flugzeug aus betrachtet immer noch schön aussieht, aber deren Häßlichkeit innerhalb des Wohngebietes manchmal nicht zu übertreffen ist. Naturwissenschaftlich erscheint die Siedlung bei ihrer Planung vollkommen in Ordnung, nach deren Bau plagen soziale und kriminelle Probleme. Sollte im rechten Winkel etwa doch der Teufel sitzen? Ich würde es weder auf den rechten Winkel einengen noch es so drastisch formulieren, aber dem Wesenskern folgend gibt es Bauweisen ohne dem notwendigen Gefühl in dem das Schlechte sitzt. Emotionen werden als unwissenschaftlich verdammt selbst dort wo sie Untersuchungsgegenstand sind. Allerdings läßt sich das Gefühl nicht verbannen. Manche Erfindung verdankt ihre Existenz dem Gefühl. Es ist das Sein des Erfinders der dem Wesen der Materie nachspürt. Wie sehr uns das Gefühl beeinflußt mag der Tunneleffekt in Zusammenhang mit Überlichtgeschwindigkeit zeigen. Dieser Effekt wäre sicherlich viel früher entdeckt worden, wäre die wissenschaftliche Welt nicht fest davon ausgegangen, daß es Überlichtgeschwindigkeit nicht geben kann. Der Kreiskolbenmotor von Wankel ist ein anderes Beispiel für den Zusammenhang zwischen den Überzeugungen und dem tatsächlich Möglichen. Menschliche Katastrophen wiederum können eine Technik um Jahre zurückwerfen w.z.B den Zeppelin nach dem Unfall von Lakehurst. Der Schein braucht das Gefühl um einen Betrug aufrecht erhalten zu können. Ein Mensch, der das Gefühl für den Aufbau eines schönen Scheins für seine Zwecke hervorragend mißbrauchte, war Adolf Hitler. Menschen, die damals dem Sein verbunden waren, wie zum Beispiel Dietrich Bonhoeffer, mißtrauten zurecht den Nazis. Das Sein braucht das Gefühl nicht, denn es ist bereits mit dem Gefühl verbunden. Wenn ein Mensch nicht nur existent ist, sondern tatsächlich ist, dann ist dieses Sein3 zwangsläufig mit Gefühl verbunden.4 Der Schein braucht das Gefühl um eben dieses Sein vorzutäuschen. Der Schein ist in seinem Wesen ein Gegensatz zum Sein. Der Schein ist eine Lüge. Das Sein ist eine Wirklichkeit. Trotz dieser Gegensätzlichkeit in ihrem zugrunde liegendem Wesen ist ihr Wesen oberflächlich betrachtet scheinbar ident. Wäre dies nicht der Fall würde dem Schein der Betrug auch nicht gelingen und einen so schamlosen Sieg über die Wahrheit davontragen. Vielleicht kann ich Sein und Schein nur dann unterscheiden, wenn ich mir vor Augen halte, daß die Wahrheit meistens schlichter auftaucht. Es ist eine Entscheidung zwischen wahrem Sein und trügerischem Schein zu fällen, wenn ich Wahrheit und Wesen erkennen will. Die Freundlichkeit und ihr Wesen, die Diskussion und ihr Wesen, die Unterhaltung und ihr Wesen, die Politik und ihr Wesen, die Gesellschaft und ihr Wesen, das Verstehen und ihr Wesen und so fort sind, wohingegen ihr alleiniges Aufscheinen noch kein Beweis für ihre tatsächliche Existens ist. Nennen wir das Aufscheinen ein Phänomen. Das Phänomen deutet nur auf die Möglichkeit der Existenz eines Wesen der Freundlichkeit oder Diskussion und so fort hin. Ob es denn vorhanden ist, hängt vom Geist ab, der dahintersteht.
Geist und Erscheinung, Wirklichkeit und Erfahrung
Die menschliche Erfahrung wird geprägt durch die Wirklichkeit. Der Geist wird geprägt durch die Erscheinung. In meiner Erfahrung ist eine Prägung durch die Wirklichkeit mich der Lächerlichkeit preis zu geben. Während ich diese Worte schreibe werde ich gefragt, was ich schreibe. Die Vermutungen reichen vom Roman bis zum Tagebuch. Wohlwissend, daß es nicht verstanden wird, nenne ich meine Wahrheit. Die Reaktion ist verhaltener Spott. In Zukunft werde ich damit leben müssen spöttisch als Philosoph bezeichnet zu werden. Ich erscheine den Mitmenschen in diesem Umfeld nicht als Philosoph. Eine andere Erfahrung ist, daß ich mich im handschriftlichen Manuskript gerade auf Seite dreizehn befinde. Die Wirklichkeit besagt nicht, daß das Aufgeschriebene deswegen schlechter sein muß, aber eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, könnte genau diese Seite schlechter gemacht haben. Selbst wenn es genügend Menschen gibt, de damit besser umgehen können, bleibt mir doch in meinem Denken eine Skepsis. Nun wird meine Wirklichkeit geprägt durch die Erfahrung. Wie eng die menschliche Wirklichkeit und die menschliche Erfahrung in Wechselwirkung stehen, zeigt die Geschichte. Es wäre schön, wenn wir einen schlechten vergessenen Kunstmaler in der österreichischen Geschichte hätten statt den zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Wie groß der Unterschied zwischen Geist und Erscheinung ist verdeutlicht diese Geschichte leider zu gut. Die anfängliche Erscheinung Hitlers als Retter Deutschlands steht im krassen Gegensatz zu dem tatsächlichen Geist Hitlers und seiner NSDAP zum Vernichter und Massenmörder. 1936 mag für viele Deutsche das Phänomen Hitler als Retter vorhanden gewesen sein, aber das Wesen eines Retters war nicht da. Für die Wirklichkeit ist letztendlich der Geist, der sich dahinter verbirgt, entscheidender als das Phänomen. Mir schmeckt nicht, daß ich diesen Gedanken ausgerechnet an dem Beispiel Hitler unterbreitet habe. Ich versuche deshalb noch ein anderes Beispiel. Eine Verfassung eines Staates erscheint in ihren Worten. Anhand der beiden deutschen Staaten und ihres Konkurrenzkampfes und ihrer speziellen Beziehung zueinander, mag es manchen überraschen, daß die Verfassungen der DDR und der BRD so unterschiedlich in ihren Worten gar nicht waren. Der wesentliche Unterschied beider Verfassungen ist in dem Geist zu suchen. Dieser Geist läßt sich auch heute noch benennen. Nachdem in der sowjetischen Besatzungszone die Parteien gleichgeschaltet waren, wurde am 6.12.1947 der 1. Deutsche Volkskongreß und am 18.03.1948 der 2. Volkskongreß aus Delegierten der Parteien gebildet. Dieser ernannte den Deutschen Volksrat und entwarf eine Verfassung. Der Volkskongreß nahm am 30.05.1949 den Entwurf einer Verfassung an, die am 7.10.1949 in Kraft trat und somit zur Deutschen Demokratischen Republik führte. In dem von den Westmächten beherrschten Gebiet beschlossen diese unter Beteiligung der Beneluxstaaten und gegen den Widerstand der Sowjetunion im Frühjahr 1948 ein staatsrechtliches Provisorium für West- Deutschland zu schaffen. Am 1.07.1948 wurden wurden die Ministerpräsidenten der 11 Länder beauftragt, eine Verfassunggebende Versammlung einzuberufen, die eine Verfassung mit föderativer Regierungsform ausarbeiten sollte. Auf der Bodenseekonferenz entwarfen Sachverständige den Herrenchiemseer Entwurf. Die 11 Landtage wählten auf Grund des gemeinsamen Wahlgesetzes vom 26.07.1948 den Parlamentarischen Rat. Er trat am 1.09.1948 in Bonn als vorläufiger Hauptstadt zusammen. Nach wiederholtem Eingreifen der Militärbefehlshaber nahm der Parlamentarische Rat am 08.05.1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland an. Es trat am 24.05.1949 in Kraft, nachdem die Militärbefehlshaber der Westmächte am 12.05.1949 ihre Zustimmung unter Vorbehalt erklärt hatten.5 Der Geist der einen Verfassung ist beseelt durch den Volksrat der späteren Deutschen Demokratischen Republik und der Schein betont Volk und Demokratie. Der Geist der anderen Verfassung ist beseelt durch die Bodenseekonferenz, der Diskussion mit den Westmächten, Debatten unter den Ländern und dem Endpunkt die Verfassung nicht als Verfassung sondern als Grundgesetz zu beschließen. Im Staatsnamen und im Parlamentarischen Rat taucht weder das Wort Demokratie noch in der Versammlung das Wort Volk auf. Die Verfassungen treten in der Wirklichkeit mit den Worten in Erscheinung. Ihr Geist zeigt sich in der geschichtlichen Erfahrung. Wie wichtig der dahinterstehende Geist ist, verdeutlicht das Grundgesetz der BRD auch in einer anderen Hinsicht in der heutigen Zeit. Es wird in der Gesellschaft viel über die Rechte der Bürger gesprochen. Es ist viel von Selbstverwirklichung und von Individualität die Rede. Es wird stark die Pflicht des Staates betont. Der Staat soll nach der weitverbreitenden Ansicht für die Verwirklichung dieser Rechte sorgen. Der Staat wird in die Pflicht genommen mit der Sozialhilfe den schwachen Bürgern zu helfen. Der Bürger hat das Recht auf seiner Seite. Es scheint in diesem Grundgesetz nur wenige Pflichten für den Bürger wie zum Beispiel die Wehrpflicht zu geben. In den Worten des Grundgesetzes erscheinen ein Recht oder die Rechte aber nicht die Pflichten. Doch daraus zu schließen, daß im Geiste des am Bodensee verfaßten Grundgesetzes keine Pflichten vorhanden wären, halte ich für falsch. Es geht schon damit los, daß die Ministerpräsidenten in die Pflicht genommen wurden eine Verfassunggebende Versammlung einzuberufen. Die Menschen, die sicch an die Arbeit gemacht haben, eine Verfassung für Deutschland nach dieser Vergangenheit zu schreiben, gingen mit den Worten sehr vorsichtig um. Die Nazis hatten alles und jedes in die Pflicht genommen. Die Mutter hatte die Pflicht anständige Deutsche zu gebären und zu erziehen. Der Vater hatte Pflicht für den Führer in den Krieg zu ziehen. "Es ist die Pflicht eines jeden Deutschen" hieß es bei den Nazis überall. Die Gründungsväter hatten nur zu gut die Verdrehung der Worte im Sinn. Sei nur als Beispiel genannt, was am Reinigen so verkehrt sein soll. Doch eine Aussage wie "Säuberung der deutschen Rasse"! Worte sind für die Gründungsväter keine einfache Sache gewesen. Diese Gründungsväter wurden aber in einer Tradition erzogen, in denen ihnen Pflicht als etwas Selbstverständliches erschien. Nichtmal 50 Jahre vorher gab es noch die Kaisertreue und preußische Dienstpflichten. Sollten diese Menschen die Pflicht des einzelnen im Staate für nicht wichtig geachtet haben? Ich glaube nicht, sie dachten nur nicht daran, daß der einzelne Bürger eines Tages nur noch auf seine Rechte pochen würde und seine Pflichten vergessen würde. Für diese Menschen war Pflicht etwas selbstverständliches, daß so explizit doch nicht erwähnt werden müßte. Wenn ich mir die heutige Entwicklung in der Gesellschaft anschaue, befürchte ich, daß sie sich getäuscht haben. Mir wurde von einer Freundin gesagt, daß die Staatsrechtler mit den Pflichten größte Probleme hätten, da sie Pflichten im Grundgesetz nicht fänden. Im Geist des Grundgesetzes sehe zumindest ich die Pflicht des Bürgers vorhanden. In der Erscheinung der Worte mag da ein Problem sein. Doch die Menschenrechte standen auch in der Verfassung der DDR, doch hat sich der Geist der Verfassung der DDR um die Menschenrechte wenig gekümmert. Die Erscheinung ist nicht die Wahrheit. Ob die Wirklichkeit durch die Erscheinung oder den Geist bestimmt wird, erfahren wir in der Wirklichkeit. Ob hinter einem Phänomen ein wahrer Geist stand, lehrt uns die Erfahrung leider manchmal zu spät. Doch sollten wir Menschen nicht so dumm sein, daß wir aus unseren Erfahrung nicht lernen und zwischen Sein oder Schein trennen können. Unter Geist verstehe ich etwas Vorhandenes, wohingegen die Erscheinung ein Phänomen ist, daß der Deutung bedarf und möglicherweise das Gegenteil in Wirklichkeit und Erfahrung ist. Obwohl in der Erscheinung des Grundgesetzes die Bürgerpflichten unterrepräsentiert sind, können die Pflichten in Wirklichkeit dem Geiste nach sehr wohl vorhanden sein. Obwohl Hitler als Retter Deutschlands seinen damaligen Wählern erschienen sein mag, ist er dennoch das genau Gegenteil gewesen. Erfahrung kann uns lehren Geist und Erscheinung voneinander zu trennen und dadurch die Wirklichkeit zu erkennen. Die Wirklichkeit sagt mir, daß ich seit über einer Woche hier keine Zeile mehr geschrieben habe. Ich habe mit diesem Text immer wieder Schwierigkeiten und befürchte mangelnden Geist. Das, was ich ausdrücken will, scheint immer noch nicht greifbar. Meine Worte erscheinen als alt und längst bekannt. Doch bemühe ich mich nach bestem Wissen und Gewissen das Neue auszudrücken, dem Gedanken in die Wirklichkeit zu verhelfen.
Wirklichkeit, Wesen und Wahrheit
"Ist das wirklich wahr?" lautet eine Frage, die zumeist gestellt wird, wenn der Wahrheitsgehalt einer Schilderung bezweifelt wird. Wenn es dann heißen sollte: "Im Wesenskern schon!" , so ist die Neigung zu verspüren, den Wahrheitsgehalt zu bezweifeln. Der Kommunikation untereinander haftet die Unvollständigkeit an, daß die Wirklichkeit nicht voll erfaßt werden kann. Die Einwendung, eine mathematische Formel eine genaue Beschreibung geben kann, lasse ich nicht gelten, da ein Zahlengebilde, selbst wenn es auf dem Computer dargestellt wird, nicht die selbe Ästhetik oder Lebendigkeit besitzt wie zum Beispiel eine Blume, ein Tisch oder ein Hund. So mancher Zweifel an der Wirklichkeit einer Blume, eines Tisches oder Hundes ist unberechtigt. Der Zweifel ist erwachsen aus den unvollständigen Beschreibungen. Die Wirklichkeit ist dennoch vorhanden. Sie ist auch dann vorhanden, wenn der Mensch sie nicht beschreibt. Wenn Rene Descartes im 17. Jahrhundert sein Denken auf "Cogito ergo sum"6 begründet, so irrt er.78 Die Wirklichkeit bedarf der Aussage nicht. Selbst wenn er die Wirklichkeit nicht erkennt, wird er sein. Für den Menschen macht es zwar einen erheblichen Unterschied, ob er erkennt oder nicht, aber sein "ich bin" kann unabhängig davon sein. Zum Beispiel wenn ich Ausländer bin, bin ich das unabhängig von einem Beweis. Solange ich mit Denken versuche zu erkennen, ob ich Ausländer bin oder nicht, werde ich sogar große Schwierigkeiten haben, dieses festzustellen. Wenn ich zu dem Schluß komme, da ich für mein Ausländersein keinen Beweis finden werde, daß ich kein Ausländer bin und nach diesem Entschluß zur Bundestagswahl gehe, wird mir dann dort bewiesen werden, daß ich Ausländer bin. Ich würde nicht wählen dürfen. Die Wirklichkeit des Ausländerseins war aber schon vorher vorhanden, unabhängig davon ob ich sie nun erkannt habe oder nicht. Da ich schon an einer Bundestagswahl teilgenommen habe, scheine ich kein Ausländer zu sein. So ist eine Existenz auch unabhängig von seiner Beweisbarkeit gegeben. Die Wirklichkeit ist vorhanden. Schrödingers Katze9 gefällt mir, weil ich Paradoxen liebe, doch hat das Experiment mit der vorstellbaren Wirklichkeit ein Problem. Weil es nicht beweisbar ist, ob die Katze tot oder lebendig ist, es sei denn ich blicke in die geschlossene Versuchsanordnung, spricht man von der tot-lebendigen Katze. Mit der Schrödingerkatze geht man soweit, zu sagen der Experimentator bestimmt durch sein Eingreifen den Ausgang des Experiments. Er beeinfluße dahin das Experiment die Katze sei tot oder lebendig. Der Effekt der Teilchenbeobachtung scheint tatsächlich diese Annahme zu bestätigen. Der Mensch, der den Versuch durchführt, mag für den Ausgang des Versuch mitverantwortlich sein, aber heißt es noch nicht, daß die tatsächliche Wirklichkeit dem festgestellten Ergebniss wirklich entspricht.10 Die Entdeckung des Penicilins wäre nicht erfolgt, wenn der Entdecker nicht die Wirklichkeit berücksichtigt hätte. Entscheidend ist nicht die Wirklichkeit an sich gewesen, sonder der Umgang mit der tatsächlich vorhanden Wirklichkeit und die ärgerliche Verunreinigung als Heilmittel zu erkennen. Es ist die Erkenntnis über die vorhandene Wirklichkeit, die dann die menschliche Wirklichkeit verändert. Das Sein dieser Wirklichkeit ist unabhängig von dieser Erkenntnis vorhanden. Die Wirklichkeit an sich ist eben nicht statisch sondern dynamisch und das unabhängig vom Wirken des Menschen. Durch das Aussterben der Saurier mag der Platz für die Säugetiere geschaffen worden sein, der den Menschen schließlich ermöglichte, doch ändert sich diese Wirklichkeit nicht dadurch, daß der Mensch sie erkennt. So sehr es auch notwendig war sich von der scholastischen Tradition abzuwenden und ein rein-analytisches Denken zu begründen, um im Erkenntnisprozeß fortschreiten zu können, so sehr ist es aber heute notwendig aus diesem rein-analytischen Denken keinen Gott zu machen, der alles erklären könnte. So mancher Ingenieur, der eine Brücke oder Maschine berechnet, weiß doch gar nicht, daß das Gebäude der Mathematik auf Grundannahmen steht, welche nichts anderes als Glaubenssätze sind. Bei manchem Ingenieur wird aufgrund seiner Erfahrung mit seiner Wirklichkeit diese Mathematik zur Wirklichkeit. In heutiger Zeit regt man sich gerne über die Inquisition im Mittelalter auf, ohne dabei zu Bedenken wie wir eine ähnliche Inquisition aufbauen. Es ist zwar noch nicht soweit, daß wir Hexenverbrennungen auf dem Altar der Wissenschaftlichkeit durchführen, obwohl ich mir da gar nicht sicher bin. Wenn jemand in den USA oder sonstwo aufgrund von Indizienbeweisen zum Tode verurteilt wird und schließlich hingerichtet wird, dann kann man auch von einer Opferung auf dem Altar der rein- analytischen Beweise reden. Manche mathematischen begründeten Beweise sind so intelligent wie "Man kann nicht fliegen, weil man nicht fliegen kann." Zahlen, Daten und Fakten prägen die heutige menschliche Wirklichkeit manchmal mehr als die Wirklichkeit selbst. Der Gewinn eines Unternehmen in der Volkswirtschaft bzw. Betriebswirtschaft ist eine solche magische Zahl. Rationale oder vernünftige Argumente zählen weniger als die mit nackten Zahlen begründete Notwendigkeit. Der einzelne Gewinn steht über dem ethischen Gewinn, wenn er denn nur groß genug ist. Der gemeinschaftliche Verlust in der Wirklichkeit spielt keine Rolle, wenn der Verlust in Zahlen nicht meßbar ist. Die Erkenntnis von Wirklichkeit ist dann gering, wenn wir uns durch Zahlen, Daten und Fakten blenden lassen. Was ist Wirklichkeit? Die Daten, Fakten und Zahlen sind nicht die Wirklichkeit. Die bekannten Daten, Fakten und Zahlen sind nur eine mögliche Beschreibung der bekannten Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist vorhanden Die Mathematik kann sie nur eventuell nicht beschreiben. Ein solches Beschreibungsproblem mag die Zahl (pi) sein. Ich stelle gerade fest, als ich meine Handschrift in das digitale Schriftgut übersetze, daß es ein Beschreibungsproblem auch in anderer Hinsicht ist. ist in der Textverarbeitung, die ich benutze leichter zu schreiben, als die Zahl Pi, die ich meine. Die Zahl Pi ist gar nicht so irrational, wie sie sich auf den ersten Blick darstellt. Doch ist sie in unserem System der Mathematik irrational. Der Mensch versucht nur mit dem Kreisdurchmesser den Umfang zu beschreiben oder mit dem Kreisumfang den Durchmesser. Die Mathematik schafft es nicht für beides gleichzeitig im ganzzahligen System Werte anzugeben, die uns behagen. Die Frage wäre ob es in der Wirklichkeit einen Kreis geben kann, dessen Umfang und dessen Durchmesser in einem Maß gemessen werden, deren Ergebnis zueinander ganzzahlig sind? Vorschnell könnte man sagen, daß einen solchen Kreis in der Wirklichkeit nicht gibt, aber stimmt das auch? Obwohl ich nicht viel davon verstehe, betrachte ich mir hypothetisch einen Kreis im Raum, der zufällig an den Durchmesserenden ein Wurmloch Ein- bzw. Ausgang hat. Wie ist es mit dem Durchmesser eines solchen Kreises? Es ist wie mit dem wie mit dem Dreieck dessen Winkelsumme über 180 Grad beträgt. Ein flächenorientierter schulgebildeter Menschen widerspricht, der Aussage, daß ein Dreieck eine Winkelsumme über 180 Grad haben könnte. Ein entsprechend auf der Erdkugel dimensioniertes Dreieck hat aber eine Winkelsumme über 180 Grad. Es ist nicht die Wirklichkeit, die solchen Aussagen widerspricht, es ist meist der Mensch mit seinem mangelndem Vorstellungsvermögen oder Verständnis. Es scheint mir manchmal mehr der Widerspruch des Menschen gegen die Wirklichkeit, der es mancher Idee so schwer macht, in der menschlichen Wirklichkeit Fuß zu fassen. Eine erste Reaktion auf diesen Text außerhalb meines direkten persönlichen Umfeldes war: "Warum Warheit und nicht Wahrheiten?" Die Wirklichkeit wider spricht einer Wahrheit nicht und es nicht meine Wahrheit und nicht die allgemeinen Wahrheiten, die ich hier zum Ausdruck bringen will, doch mag der Mensch den Gedanken einer Wahrheit nicht. Erstens aus verständlichen Gründen, weil eine alleinselig machende Wahrheit zu gern von anderen Menschen mißbraucht wird und somit jeder der von nur einer Wahrheit redet sowieso skeptisch betrachtet werden muß, und zweitens, weil gerne die eigene persönliche Wahrheit und Meinung mit der Wahrheit verwechselt wird. Die Meinung des einzelnen Menschen kann dabei durchaus wahr sein im Sinne der allgemein gelehrten Wahrheitslogik, doch ist der Umkehrschluß es gäbe keine Wahrheit für meine Begriffe falsch. Die einzelnen Lehrsätze zur Feststellbarkeit der Wahrheit, klammern sich schließlich an diesen Streit der Meinungen, ohne sich mit dem Wesenskern der Wahrheit zu beschäftigen. Diese Sophistik mag einer von vielen Gründen für den Niedergang der Philosophie als Wissenschaft sein. Das sich keiner mehr an die Philosophie wendet, wenn sie nur noch komplexe Schildkrötenantworten11, abgibt ist verständlich. Die Mathematik und die ihnen angegliederten Naturwissenschaften funktionieren hervorragend, weil die Mathematik Grundsätze postuliert. So beträgt auf einer Fläche die Winkelsumme eines Dreiecks eben tatsächlich 180 Grad. Die Mathematik behauptet nicht, es könnte kein Dreieck mit einer Winkelsumme über 180 Grad geben, nur so mancher Schullehrer mag die Fläche für nicht erwähnenswert halten, weil das die Sache nur komplexer macht und so manchem Lernziel entgegensteht. Die Mathematik ist eine sehr pragmatische Wissenschaft und steht auf solidem Grund, wenn man nicht zu tief schürft, den dann stößt man auf philosophische Probleme, doch die betrachtet man in der Mathematik auch nicht als Gegenstand. Das mit der Winkelsumme mag nur als Beispiel dienen und jeder Mathematiker mag es auch als lächerlich empfinden, da er sich dieses Problem der Definition genau bewußt ist, der Physiker kennt die Bedingungen der Wirklichkeit besser und paßt im Zweifelsfall die Mathematik der Wirklichkeit an. Mit an gewissen Bedingungen geknüpften Wahrheiten zu arbeiten, ist mit verblüffenden Erfolgen gesegnet. Die Geisteswissenschaften stehen dem hilflos gegenüber. Jedes Postulat wird im Streit der Meinungen verwässert und selbst wenn man denn schließlich ein Postulat aufstellt, ist es meistens falsch. Die pragmatische Betriebswissenschaft mag gerade deswegen so gerne Formeln und Berechnungen, weil sie damit wenigstens irgendwas an der Hand hat. Selbst wenn dann schließlich der Selbstmord mathematisch rational begründet wird und dafür irgendjemand den Nobelpreis bekommt, dann ist es dennoch ein Blödsinn. Doch selbst wenn es offensichtlicher Blödsinn ist, zerbrechen sich intelligente Menschen darüber den Kopf. Traurig daran ist nur, daß diese Intelligenz vergeudet wird. Ein schönes Argument ist manchmal, wenn ein so intelligenter Mann das sagt, dann wird es schon stimmen. Nach dieser Logik ist die Hexenverbrennung richtig und gut - wäää. Mag auch das ein Problem der Geisteswissenschaften sein, daß das Eingeständnis, das alles falsch ist, nicht möglich ist, weil man damit die Lebensleistung eines Menschen über den Haufen werfen müßte. Die Wirklichkeit ist hartnäckiger. Etwas Falsches wird dadurch nicht Richtiger. Die Behauptung kein Fluggerät bauen zu können, wird nicht wahr dadurch, daß es noch keiner geschafft hat. Börsenanalysen werden nicht gut, weil sie auf der Basis von komplexen Formeln stehen. Ein Guru mit dem richtigen Handwerkszeug kann in der heutigen Zeit noch genauso leicht Geld verdienen, wie Casanova mit magischen Künsten zu seiner Zeit. Wenn er Glück hat fliegt er nicht einmal als Betrüger auf. Die Wirklichkeit stellt sich mit ihrem Wesen gegen diese Leichtfertigkeit des Betruges. Unerbittlich bleibt sie trotz unserem Fortschritts einfach vorhanden. Außerhalb der erkannten Wirklichkeit ist eine vorhandene Wirklichkeit, die sich nicht so einfach in Formeln pressen läßt. Die darin enthaltene Wahrheit ist vorhanden und läßt sich auch erkennen, denn wir haben schon bewiesen, daß wir ein Fluggerät bauen können. Vor tausend Jahren mag jemand, der sagte man könne ein Fluggerät bauen, als Spinner gelten, doch er hatte recht. Wenn heute jemand Gefühle, Emotionen und Geisteshaltungen und Magie in die Waagschale wirft, dann ist er sicherlich als Spinner klassifiziert. Sicherlich ist er es auch deswegen, weil eine Sortierung zwischen fundiert und unfundiert, gar nicht mehr richtig stattfindet und auf einen mit einer Aussage wie das Fluggerät, tausend kommen die irgendwelchen Blödsinn erzählen. Wir haben durch die Abschaffung der Anerkennung der Philosophie als ernsthafte Wissenschaft ein Problem, dessen wir uns gar nicht bewußt sind. Wir wissen gar nicht wie wichtig, die Suche nach der Wahrheit ist. Ein wenig mag das mit den Staatsrechtler vergleichbar sein, die keinen Anhalt für Pflichten im Grundgesetz finden, der aber offensichtlich wohl vorhanden ist. Je mehr ich mich mit verschieden Wissenschaften auseinandersetze, desto mehr stelle ich fest, wie wenig in der Spitze noch vernünftig gedacht wird. Jeder Spitzenprofessor in seinem Fach ist der König, der in seinem Fachdenken weiterwurschtelt. Die philosophischen Wissenschaftler sind da fast noch besser, als ihre Fachkollegen. Die Wahrheit ist nur noch ein Gegenstand der Sophistik eher findet man noch einen Theologen der auf der Suche nach einer Definition nach Gott mit der Wahrheit mehr auseinandersetzt als einen Philosophen. Der Physiker an den Grenzen seines Weltbildes angelangt, schreit regelrecht nach einer Philosophie, die ihm weiterhilft, und weil da draußen keiner ist, wird er notgedrungen zum Hobbyphilosophen.
Wesen einer Wahrheit und Wirklichkeit
Soweit ich weiß, spricht man im wissenschaftlichen Bereich von fünf Wahrheitstheorien. Keine der fünf Theorien sind in irgendeiner Form befriedigend. Sie stellen bezüglich der Wahrheit wenig fest und haben nicht die Klarheit wie "Eine Linie besteht aus Punkten." . "Alle Erklärung muß fort, und nur Beschreibung an ihre Stelle treten.", sagt Wittgenstein. Doch ist das vielleicht nur ein Problem der Kommunikation unter uns Menschen. Der Ausspruch "Soll ich das noch hundertmal erklären" zeigt das Problem. Die Wirklichkeit des zu Erklärenden ist vorhanden, die Wahrheit des Inhaltes, was erklärt werden muß, ist dem Erklärenden auch bekannt, doch der Erklärende merkt, daß der, dem Erklärende erklärt, es einfach nicht verstanden hat. Wenn keiner auf der Welt Schnürsenkel zubinden kann, zu behaupten, man könnte keine Schürsenkel zubinden, ist etwas voreilig. Viel naheliegender ist der Schluß, daß noch keiner der Menschheit erklärt hat, wie man Schnürsenkel zubindet. Wenn ich einem Kind erkläre, wie es die Schuhe zubinden soll und dies nur mit beschreibenden Worten tue und ihm niemals zeige, dann brauche ich eine sehr gute Beschreibung und ein sehr intelligentes Kind, wenn das was werden soll. Sicherlich hat eine perfekte Beschreibung etwa handfestes und haltbares an sich, doch langt sie in der Regel uns nicht aus. Wenn ich eine technische Beschreibung über die Bedienung eines Gerätes lese, dann geschieht es nicht selten, daß ich trotz guter Beschreibung (die leider selten ist) etwas falsch mache. Mit der Zeit gewinne ich Erfahrung mit dem Gerät und ich kann es sogar bedienen und dann stelle ich fest, daß meine Frau dieselbe Beschreibung kennt, und es trotzdem nicht bedienen kann. Interessanterweise konnte sie es dann, als ich es ihr erklärte, bedienen. War die Beschreibung deswegen schlecht? Die Beschreibung war eine von vielen möglichen Beschreibungen und ist für denjenigen, der sie nicht versteht eine nutzlose Beschreibung. Eine Erklärung geht darüberhinaus und ist für das Verstehen erforderlich. Weil es seit Einstein mehrere Zeiten in unserer Wirklichkeit gibt, brauchen wir wohl jetzt auch unendliche Wirklichkeiten und Wahrheiten? Wozu? Warum? Vielleicht ist es zu hart für uns, wenn es nur eine Wirklichkeit gibt, andererseits messen wir unsere naturwissenschaftlichen Erkenntnisse an dieser einen Wirklichkeit. Einerseits ist diese eine Wirklichkeit unser Argument, ob etwas wahr oder unwahr ist, andererseits scheinen wir es als Argument bei der Wahrheit nicht gelten zu lassen. Das Wesen einer Wahrheit resultiert aus dieser einen Wirklichkeit.
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1 Eller, Hans-Christian "Anomalien?-Darstellung und Kritik eines entscheidungstheoretischen Konzepts" Diplomarbeit für Diplom-Kaufleute an der Universität Regensburg vom 26.03.1993
2 Helle, Horst Jürgen "Einführung in die Soziologie" 2.überarbeitete und erweiterte Auflage München;Wien R.Oldenbourg Verlag, 1997 ISBN 3-486-24173-7
3 In diesem Zusammenhang sei auf Erich Fromm und der von ihm geschätzte Meister Eckehart verwiesen.
4 Fromm, Erich "Haben oder Sein"
5 dtv-Lexikon "dtv-Lexikon Ein Konversationslexikon in 20 Bänden" Deutscher Taschenbuch Verlag, München, Oktober 1974 ISBN 3-423-03054-2
6 Descartes Rene Deutsche Gesamtausgabe von 1915 herausgegeben von A.Buchenau
7 dtv-Lexikon "dtv-Lexikon Ein Konversationslexikon in 20 Bänden" Deutscher Taschenbuch Verlag, München, Oktober 1974 ISBN 3-423-03054-2
8 Nach Descartes ist der einzige Satz, der unbezweifelbar am Anfang steht "Cogito ergo sum" (Ich denke (wörtlich ich erkenne) also bin ich). Der methodische Zweifel Descartes dient zur Befreiung von scholastischen Tradition und er erprobt damit eine rein rational-analytische Denktechnik, die im Prinzip die Grundlage aller heutigen Wissenschaften ist. Siehe 4
9 Erwin Schrödinger war Physiker und mit dem Beispiel der Katze geht es um das Phänomen in der Wellentheorie, das ein Lichtteilchen zum Beispiel gleichzeitig durch zwei Schlitze geht.
10 Obwohl ich in der Wellentheorie dem Ergebnis nicht widersprechen kann und auch nicht möchte, die Frage ist nur ob wir wirklich fähig sind die Wirklichkeit richtig zu erkennen.
11 Ein alter Grieche trieb sein Mitmenschen damit zur Weißglut, daß er mehr oder weniger bewies, daß der beste Läufer eine Schildkröte nicht überholen könnte.