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Wert und Wirtschaft

Wirtschaften wäre der Prozess die Resourcen unseres Raumschiffes so zu verwalten, daß wir als Art jeder einzelne von uns existieren kann. Planwirtschaft funktioniert deswegen nicht, weil wir keinen Plan haben. Und zwar nicht, weil wir keine Pläne aufstellen könnten, sondern weil wir gar nicht begriffen haben, wie wir funktionieren. Das wertelose Wirtschaften funktioniert aber ebensowenig. Wir zählen wertelos. Die Wirtschaftszahlen sind ohne Wert.

In Wille und Unwille schrieb ich, daß Karl Marx natürlich dann doch Recht hätte. Das System, welches sich dann selbst überlebt, ist dann als Gesellschaft der Gesellschaft, die gesamte Menschheit selbst, quasi infiziert durch einen Kapitalismus und Zahlenfetischismus zu Grunde gegangen. Es ist nur zu Hoffen, dass die Menschheit aus diesem Irrtum herausfindet.

Wir haben in der Zwischenzeit eine Form des Wirtschaftens entwickelt, daß wir das Schreiben mehr oder weniger inhaltsloser Wiederholungen bekannten Wissens zur Optimierung des Suchergebnisses pro Wort zwischen einem und vier Cent berechnen. Gleichzeitig beklagt sich eine renommierte preisgekrönte Autorin in der Zeit, daß ein Schulbuchverlag selbstverständlich davon ausgeht, dass ihre Texte für umsonst zu haben sind und es ja eine Ehre sei in einem Schulbuch zu erscheinen. Am 5. Dezember habe ich diese Artikelreihe hier begonnen und es sind sicherlich schon mehr als 10.000 Worte geworden, aber ich verkaufe hier nichts. Dieser Text hier ist also aus wirtschaftlicher Sicht angeblich nichts Wert. Überhaupt ist mein Blog für die Werbetreibenden keinen Cent wert. Denn es geht über Politik und hat einen geringen Spaßfaktor. Der Fußballer oder der Rennfahrer sind unsere Kapitalrennpferde.  Und was Texte anbelangt, könnte ich fast auf den Gedanken kommen, je inhaltsloser und polemischer sie sind, desto besser lässt sich damit Geld verdienen. Bücher wie von Richard David Precht stellen da sicher die Ausnahme dar, eher ist ein Akif Pirincci die Normalität, wobei ich dabei nicht Felidae meine, sondern Pirinccis politischen Aussagen. Die Geistesarbeiter werden dazu degradiert, Texte zu schreiben, die eine Call-to-Action auslösen und tatsächlich lassen sich Texte über Reiseziele, die den Leser dazu animieren sollen, irgendwohin zu reisen, am Einfachsten herstellen und billig verkaufen. Texte die Umweltzerstörungen schön reden und im fortgeschrittenen Stadium dann Public Relations genannt werden, lassen sich zu einem höheren Preis verkaufen. Und die Spitze ist dann die gekaufte Forschung die Gift schön reden soll.

Wer wie Karl Marx das Spiel nicht mitspielt, dessen Kinder verhungern halt dann. Da dürfte sich heute nur insofern was geändert haben, dass Europa nicht ganz so arm ist, wie zu Zeiten von Karl Marx. Aber keine Angst, die Kinder verhungern dann in Bangladesh oder Indien. Wir haben den Hunger nur ausgelagert und unser ausgebeutete Industriearbeiter lebt außerhalb unseres Gesichtskreises. Wobei wir in Deutschland auf dem besten Wege sind uns die Armut wieder vor die Tür zu holen. Wir dulden es nicht, dass der Mensch ungeknechtet einfach so ein Existenzrecht hat.

In der Gesamtheit menschlichen Handelns und der dazu benötigten Werkzeuge und Einrichtungen zur Befriedigung von Bedürfnissen ist die Wirtschaft mehr als Zahlenwerte. Wenn beim Wirtschaften von Bedarfsweckung geredet wird, ist es nicht mehr zielgerecht, insbesondere wenn die tatsächlichen Bedürfnisse verdeckt werden.  Wenn Freiheit, Liebe oder Sehnsucht verkauft werden, wird die Freiheit, Liebe und Sehnsucht unter Produkten zugeschüttet. Das eigentliche Bedürfnis wird gar nicht mehr befriedigt. Vertrauen und Sicherheit wird nicht über mehr Kameras hergestellt, sondern ist ein soziales Konstrukt. So manche Diebesbanden sind aus der Armut entstanden und sozialisiert worden. Andere Ausbeutungen entstehen durch unersättliche Gier. Auch diese Erscheinungen sind Teil unseres Wirtschaftens.

Selbstverständlich werden wir die ideale friedliche Gesellschaft nicht so ohne weiteres erreichen können, aber wir haben ja noch nicht einmal das Ziel eine bessere Gesellschaft anzustreben.  Wir reden von wirtschaftlichen Zwängen, aber tatsächlich sind es zum Teil nicht einmal die Bedürfnisse sondern eher die Frage wie der Manager oder der Rennfahrer ein höheres Gehalt bekommt und der Eigentümer eine bessere Rendite. Wenn sich darüber beklagt wird, dass das ehrenamtliche Engagement im Rettungsdienst oder der Feuerwehr zurückgeht, dann darf sich durchaus auch gefragt werden, was uns denn die Existenzen dieser Menschen wert ist, damit sie das weiterhin tun. Das Bedürfnis nach löschen irgendwelcher Brände oder das Retten von Menschenleben scheint uns ja dann auch nicht besonders wichtig, schliesslich steigert es nicht die Wirtschaftsleistung. Doch es sollte umgekehrt sein, denn das Bedürfnis ist vorhanden.

Die Politik hätte die Pflicht hier nicht einer imaginären Wirtschaft nachzurennen, sondern im gemeinsamen Interesse in das Wirtschaften steuernd einzugreifen. Die politischen Werte können keine Wirtschaftszahlen sein, sondern müssen die sein, die in unser aller gemeinsamer Interesse sind. Das kann bedeuten jedem Mensch die Existenz zu sichern, damit er tun kann, was nötig ist, um die gemeinsamen Ziele zu erfüllen.

Das kann auch bedeuten, gewisse Resourcen nicht der menschlichen Gier nach noch mehr Geld preiszugeben. Weder Luft und Wasser zu einem handelbaren Gut verkommen zu lassen. Nicht weil es nicht handelbar wäre, sondern weil es in unser aller Interesse ist, dass jeder Mensch freien Zugang dazu erhält. Weiter gedacht kann das auch bedeuten, dass Wissen nicht handelbar sein soll, sondern allen Menschen zugänglich. Wer von den Grundlagen unserer Erkenntnisse nichts weiß, der handelt möglicherweise falsch. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ein Einzelner, der zum Vorteil aller, etwas neues entdeckt, profitiert. Es ist aber bei Trivialpatenten wie ein Wisch auf dem Telefon eine Absurdität.

Ich weiß zwar nicht, wie ein vernünftige Wirtschaft funktionieren kann, weil wir über uns und unser menschliches Handeln einfach viel zu wenig wissen, aber ich weiß, dass das was wir zur Zeit haben, jede Vernunft verhöhnt. Ich beende deswegen diesen Artikel ohne knackige Schlußsätze. Ich hoffe die Artikelserie vom 5. Dezember bis heute hat Euch zum Denken angeregt. Ob ich weiterschreibe, weiß ich noch nicht, aber sicherlich nicht mehr täglich um die tausend Worte. Ihr könnt ja bei Maß und Wert nochmal von Vorne anfangen und Eure Kommentare hinterlassen.

Danke fürs Lesen!